FANGELTURM
Turmstraße, 18356 Barth
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wird in den Urkunden ein „nova turris“ erwähnt. Dieser „Neue Turm“ soll in der Nähe der Badstüberstraße stehen. Gemeint ist der Fangelturm, der wahrscheinlich an Stelle eines älteren Werks hier errichtet wurde. Ursprünglich ist der Befestigungsturm inmitten der Stadtmauer, als ein mit Zinnen gekrönter, unbedachter Backsteinbau erbaut worden. Seine Grundform ist zylindrisch. Die Höhe beträgt 12 m, der Durchmesser 7,70 m.
Die Wände zur Stadtseite sind 1,90 m und zur Außenseite, der Wehrseite, 2,30 m dick. Im Innern gelangt man auf einer gewundenen Steintreppe durch die beiden Stockwerke zu einer Plattform. Neben dem Turm befand sich an Stelle der heutigen Schule die Fronerei - das Gefängnis. Das war der Arbeitsort des Barther Scharfrichters, mit Folterkammer und weiteren Kerkern, die namentlich als „Lamann“, der „Weiße Schwan“ und „Bullenstall“ in den Stadtchroniken Erwähnung fanden. Bis ins 17. Jahrhundert hinein wurden hier auch Frauen im Rahmen der „Hexenverfolgung“ gefoltert und eingesperrt.
Im 18. Jahrhundert wurde das im Fußboden befindliche unterirdische Loch, in welches einst Verbrecher hinabgelassen wurden, zugemauert. Dafür wurden zwei Zellen für Gefangene eingerichtet. Im folgenden Jahrhundert erhielt der Turm ein gedrücktes Kuppeldach und man schmückte es mit einer Wetterfahne. Seit 1955 findet hier das Turmblasen zum traditionsreichen Barther Kinderfest statt. Eine letzte bauliche Veränderung erfuhr der Turm im Jahr 1965, als auf dem Dach eine astronomische Station installiert wurde. Betreut von dem Physiklehrer Klaus Merkel ist diese bis 1991 als Schulsternwarte genutzt worden. Der Fangelturm wurde in den Jahren 1996 bis 1998 von innen und 2007 von außen saniert.